Während
zweier Expeditionen 1996 und 1997 begann ich mit
der systematischen Erfassung der angetroffenen
Azawakhpopulation in der Ursprungsregion.
Es wurden zu jedem näher beobachteten Tier
Aufzeichnungen bezüglich Fundort, Geschlecht, Typ,
Farbe und eventueller besonderer Merkmale
angefertigt und diese dann in den bereits mehrfach
im In- und Ausland publizierten Artikeln "Beobachtungsprotokoll der XI.
Azawakhexpedition"
und " Varianten von Farbe und Fellzeichnung des
Azawakhs im Ursprungsgebiet" statistisch
aufbereitet und interpretiert.
Während der
Expeditionen 1998 und 1999 stand leider kein
Protokollant für eine Weiterführung der Erfassung
des Azawakhbestandes zur Verfügung Allerdings
erklärte sich für die Expedition im Januar/Februar
2000 Christiane Thier-Rostaing bereit, diese
zeitraubende Aufgabe zu übernehmen . Sie stellte
mir Ihre Aufzeichnungen zur Auswertung und zur
Ergänzung der bereits vorliegenden Daten zur
Verfügung. Ihr sei für diese wertvolle
Unterstützung auch an dieser Stelle herzlich
gedankt.
Das umfangreiche
Originalprotokoll für die von Frau Thier-Rostaing
erfaßten 213 Azawakhs enthält auch zusätzliche
Angaben, die in die vorgegebenen statistischen
Parameter nicht einbezogen werden konnten; es
steht über die Vermittlung durch ABIS für
eventuelle weitere Auswertungen zur Verfügung.
TAB. 1: Anzahl der Hunde aufgeteilt
nach Staatsgebiet und Geschlecht
Staat |
Rüde |
Hündin |
Gesamt |
% |
|
1996 |
1997 |
2000 |
1996 |
1997 |
2000 |
|
|
Niger |
52 |
18 |
- |
19 |
13 |
- |
102 |
17,53 |
Mali |
35 |
49 |
68 |
9 |
15 |
36 |
212 |
36,42 |
Burkina Faso |
66 |
40 |
79 |
23 |
30 |
30 |
268 |
46,05 |
|
153 |
107 |
51 |
58 |
204 |
165 |
100 |
100 |
|
260 |
109 |
369 |
|
|
Während 1996
und 1997 sowohl das bekannte Kerngebiet um Tin
Akoff in Burkina Faso als auch das Azawakhtal in
Mali und Teile des Staates Niger, nämlich das
Dolol Bosso 1996 und die Strecke zwischen
Banibangou und Tera 1997 erfaßt wurden, konnte im
Jahr 2000 wiederum die Population in Burkina Faso
sowie in Mali in Teilen der Gourma und des
Azawakhtals, die zuvor noch nicht besucht worden
waren, gezählt werden. Niger lag in diesem Jahr
außerhalb der Expeditionsroute. Die in Mali
zurückgelegte Strecke verlief über Tin Tabakat,
N´daki, Ebingualan (Gourma), Gao, Kidal, Menaka,
Inekar, Tin Agarouf, Anderamboukane, Menaka und
Ansongo. Die von Frau Thier-Rostaing erfaßten
Daten werden in diesem Artikel in die bereits für
die beiden vorangegangenen Auswertungen erstellten
Tabellen integriert und die Ergebnisse teilweise
auch einzeln interpretiert.
TAB.2:
Verteilung der Fellfarbe und -zeichnungen
Farbe |
1996 |
1997 |
2000 |
Gesamt |
% |
rot |
101 |
73 |
87 |
261 |
44,84 |
sand |
63 |
50 |
82 |
195 |
33,51 |
gestromt |
25 |
31 |
25 |
81 |
13,92 |
gescheckt |
9 |
9 |
14 |
32 |
4,50 |
blau |
1 |
- |
- |
1 |
0,17 |
schwarz |
1 |
- |
- |
1 |
0,17 |
creme |
3 |
1 |
4 |
8 |
1,37 |
lilac |
1 |
1 |
1 |
3 |
0,52 |
gesamt |
204 |
165 |
213 |
582 |
100 |
Natürlich
lässt diese statistische Auswertung der erfassten
Tiere innerhalb der Gesamtpopulation keine
endgültigen Aussagen über die tatsächliche
Verteilung der Fellfarben zu, da Teile des
Ursprungsgebietes noch nicht bereist werden
konnten und der zur Verfügung stehende zeitliche
Rahmen für eine dichtere Erfassung der besuchten
Regionen zu begrenzt war.
Die in der
Population auftretenden Fellfarben weisen eine
breite Palette von Farbnuancen und Zeichnungen
auf. Es ist jedoch eine deutliche Tendenz in der
Aufteilung der Farben feststellbar, so dass davon
ausgegangen werden kann, dass auch eine dichtere
und geographisch ausgedehntere Erfassung der
Population keine signifikanten Verschiebungen der
Statistik verursachen würden.
Klar
erkennbar ist, dass die im FCI-Standard für die
Rasse angegebenen Farben Rot, Sandfarben und
Gestromt auch im Ursprungsland am häufigsten
vertreten sind und in allen Abstufungen vorkommen,
was jedoch die Bedeutung des Vorhandenseins
zahlenmäßig geringer vertretener Farben keineswegs
schmälern sollte.
Bereits Francois ROUSSEL
erwähnt 1975 in seiner Dissertation "Beitrag zur
Studie der Windhunde der Südsahara" das
Vorhandensein schwarzer und gescheckter Hunde.
Frau Ursula ARNOLD gibt in ihrem in "Unsere
Windhunde" 2/89 erschienenen Artikel "Azawakhs in
den Ursprungsländern" den auf ihren Reisen1984,
1987 und 1988 gesehenen prozentualen Anteil
gescheckter Hunde mit 6%, schwarzer mit 2% und
schokoladenfarbener mit 3% an.
STRASSNER
und EILES veröffentlichten in ihrem Buch "Der
Azawakh - Windhund der Nomaden in Mali" 50
Photografien von Azawakhs, die sie auf ihren
Reisen 1986 und 1987 in das Azawakhtal in der
Region zwischen Ménaka und Anderamboukane
aufgenommen hatten. Darunter finden sich 5 Bilder
von Schecken, eines von einem cremefarbenen Hund,
sowie 4 mit schwarzgemantelten Tieren.
Aus
all diesen Publikationen geht hervor, dass neben
den dominierenden, vom Standard erfassten Farben
eine zahlenmäßig geringere Population existiert,
die andere Farben zeigt, jedoch im Phänotyp
dieselbe Variation aufweist, wie rote, sandfarbene
oder gestromte Azawakhs.
Zur Fellfärbung
Rot ist zu bemerken, dass mehrere Tiere ein
aufgehelltes Rot aufwiesen. Ein Rüde in Mali
zeigte eine rote Färbung ohne jede sichtbare
schwarze Pigmentierung, was sich auch auf Lefzen
und Lidränder, sowie den Nasenschwamm bezog. Diese
wiesen einen in etwa der Fellfärbung
entsprechenden Farbton auf. Die Iris des Tieres
war ebenfalls hell.
Während der drei
Expeditionen wurden insgesamt 8 Tiere erfasst, die
ein noch stärker farbabgeschwächtes Rot zeigten,
dass ich zur besseren Veranschaulichung als
cremefarben bezeichnen möchte. Auch sie wiesen
einen schwächer pigmentierten Nasenschwamm und
eine hellere Iris auf.
Ein unter Gestromt
in der Statistik aufgeführtes Tier zeigte eine
Grundfärbung in Creme und wies eine blaugestromte
Zeichnung auf.
Ebenfalls konnten wir einen
blau gefärbten Rüden mit blauem Nasenschwamm und
den für diese Farbe typischen hellen Augen
entdecken. Ebenso einen blau gescheckten Welpen,
sowie einige Exemplare, die ich als blau sand
bezeichnen möchte. Ihre Fellfärbung entspricht in
etwa der von isabellfarbenen Italienischen
Windspielen. Sie zeigten Sandfarbe mit
unterschiedlich starkem blauen Anflug, hellen
Augen und bläulichem Nasenschwamm.
Auch
ein schwarzer Welpe konnte registriert werden.
Bezeichnenderweise im selben Dorf in Niger, in dem
wir auch den blauen Rüden vorfanden.
Der
farblich auffallendste, während der Expedition
erfasste Hund, wies eine als lilac zu bezeichnende
Färbung auf, vergleichbar etwa der Färbung eines
Weimaraners. Er trug zusätzlich noch eine hellrot
abgesetzte Grizzlemaske, sowie die gleiche Färbung
an den Läufen, den Schenkelinnenflächen und der
Schwanzunterseite.
TAB.3: Registrierte
Fellzeichnungen 1996, 1997 und 2000
Zeichnung |
Anzahl |
% Gesamtpopulation |
schwarze Maske |
56 |
9,62 |
Grizzlezeichnung |
28 |
4,81 |
schwarzer Sattel |
24 |
4,12 |
blauer Überflug |
14 |
2,41 |
Blesse |
75 |
12,89 |
Halskrause |
35 |
6,01 |
Insgesamt
28 unter den Farben Rot, Sand oder Gestromt
eingeordnete Tiere, zeigten eine farblich leicht
heller abgesetzte Grizzlezeichnung am Kopf. Bei
Jungtieren ist diese Maske deutlicher zu erkennen
und verblasst während des Heranwachsens häufig
völlig.
Auch hier wieder besonders
auffällig ein ein roter Welpe mit schwarzer
Stromung, der eine hellgrau abgesetzte
Grizzlezeichnung aufwies, die gleichfalls
gestromte Zeichnung trug.
24 rote oder
sandfarbene Tiere zeigten auf dem Rücken einen
unterschiedlich ausgedehnten und in der Stärke
variierenden schwarz gestichelten Sattel bis hin
zu schwarz gemantelten Hunden.
Mir sind
übrigens verschiedene Hunde aus reinen
europäischen Hochzuchtlinien bekannt, die
ausgewachsen klassich rote Färbung zeigten, im
Welpenalter jedoch zweifarbig waren, das heißt,
sie besaßen einen schwarzen Sattel, der sich über
den größten Teil des Körpers erstreckte, mit
sandfarbener bis lohbrauner Zeichnung an Läufen,
Schwanzunterseite und im Gesicht. Diese
Zweifarbigkeit verblasste mit den Wochen zusehends, bis lediglich einige schwarze
Stichelhaare zurückblieben.
So fiel auch
in Mexico 1994 ein Wurf, der zu seinen Vorfahren
eine sandfarbene Importhündin aus Mali, einen
roten Importrüden aus Burkina Faso und einen roten
Rüden aus der jugoslawischen Hochzuchtlinie zählt
und der überwiegend Tiere hervorbrachte, die
schwarz gemantelte Fellzeichnung auch als
erwachsene Tiere behielten.
Diese Tiere,
und auch die Exemplare, die einen schwarzen Mantel
nur als Welpen zeigen, sind farbgenetisch der
Agouti- oder A Serie zuzuordnen.
Fast alle
angetroffenen Tiere hatten die vom FCI- Standard
festgelegten, erforderlichen weißen Abzeichen an
Läufen, Brust und Schwanzspitze. Zwei rote
Azawakhs zeigten bis auf einen kleinen weißen
Brustfleck keinerlei Weißzeichnung. Mehreren
Hunden fehlte die weiße Schwanzspitze.
Wesentlich häufiger als in Europa fanden
sich jedoch Blessen, Halskragen oder weiße Flecken
im Nacken. Auch sehr ausgedehnte Weißzeichnung,
die sich von den Läufen zu Schulter- und
Beckengürtel hinaufzog, konnte mehrfach
registriert werden.
Die in der Farbgenetik
für die Weißzeichnung des Fells beschriebene
Fleckungs- (Scheckungs-) oder S-Serie beschreibt
vier Allele, die die unterschiedliche Ausdehnung
der Flecken verursachen:
S - Einfarbigkeit
- voll pigmentierte Oberfläche Si - irische
Fleckung - Weißzeichnung an Schnauze, Stirn,
Brust, Bauch, Läufen und Schwanzspitze Sp -
Gescheckte Fleckung Sw - Extrem weiße
Scheckung
Sicher ist, dass das Allel Si
beim überwiegenden Teil der Azawakhpopulation
vorliegt, jedoch gehören auch Sp und Sw zur
genetischen Ausstattung der Rasse, was anhand der
32 erfaßten, gescheckten Tiere belegt werden kann.
Zwei Exemplare wiesen lediglich noch am Kopf, um
die Augen und an den Ohren Farbe auf, besaßen also
wahrscheinlich das Allel Sw für extrem weiße
Scheckung... Natürlich kann in diesem Artikel
nicht ausführlich auf die Farbvererbung der
Scheckung eingegangen werden. Diese einfache
schematische Beschreibung muß hier genügen.
Hier wird
deutlich, dass der
derzeit gültige Azawakhstandard der FCI, der die
Verteilung der weißen Abzeichen stark einschränkt
und das Fehlen von irgendwelchen Abzeichen an
einer oder mehreren Gliedmaßen als ausschließenden
Fehler aufführt, nur einen Teil der möglichen
Variationen der Weißzeichnung des Azawakh erfasst.
Er beschreibt damit zwar den größeren Teil der
Gesamtpopulation, aber eine nicht zu
vernachlässigende Zahl von Tieren, die das Bild
der Rasse in Europa authentischer erscheinen
lassen würden, werden auf diese Weise ausgegrenzt.
Dies gilt ebenso für die vom
Standard noch nicht erfassten Farben und
Fellzeichnungen. Auch wenn diese Gruppe von Tieren
mit bisher nicht standardgerechten Farben nur eine
kleinere Teilpopulation des gesamten
Azawakhbestandes repräsentiert, so sollte sie
dennoch in den FCI-Standard aufgenommen werden.
Es kann nicht Aufgabe eines Rassestandards
sein, nur einen Teil der möglichen Farbvarianten
einer Hunderasse zuzulassen. Er sollte sich
vielmehr an den Gegebenheiten im Ursprungsland
orientieren, zumal es sich beim Azawakh um eine
seit langem existierende und an seine Umwelt
angepasste Rasse handelt.
Es gilt, diese
in ihrer Authentizität zu erhalten, denn als alte
Haustierrasse stellt sie ein zu bewahrendes
Kulturgut ihrer sahelischen Heimat dar. Ferner
sollte des weiteren vermieden werden, dass die
europäische Hochzucht immer extremere Typen für
den Showring herauszüchtet, eine Tendenz, die bei
einigen einst ursprünglich orientalischen
Windhundrassen zunehmend zu beobachten ist.
Natürlich formuliert jeder Standard die im
übrigen durchaus zeitgebundenen und damit
vergänglichen Idealvorgaben des Phänotyps einer
Rasse. Wenn jedoch die Ausprägung von Farbe und
Weißzeichnung In solch engen Grenzen gehalten
wird, engt dies den Geenpool dieser ohnehin auf
sehr kleiner Zuchtbasis stehenden und mit
teilweise recht hohen Inzuchtkoeffizienten
belasteten Rasse unnötig ein.
Es konnten
regional keine gravierenden Unterschiede in der
prozentualen Farbverteilung festgestellt werden,
was die in Europa oft gehörte These entkräftet,
andere Farben als die im FCI-Standard zugelassenen, seien besonders in Randgebieten
anzutreffen, was ein Hinweis auf Bastardisierung
sei.
Die nachfolgende Tabelle unterteilt
die vorgefundenen Azawakhs nach ihrem Phänotyp und
orientiert sich dabei an den Vorgaben des FCI
Standards. Es wurde eine grobe Einteilung in drei
Gruppen vorgenommen. Die als hochtypisch oder
typisch eingestuften Hunde bildeten die große
Mehrheit, während als weniger typisch bezeichnete
Tiere nur in relativ geringer Anzahl registriert
wurden. 13,92% der Hunde konnten aufgrund ihres
zu geringen Alters nicht zugeordnet werden und
erscheinen in der Tabelle unter der Rubrik "ohne
Angaben"
TAB.4: Einteilung der
Population nach standardgerechtem Phänotyp
|
1996 |
1997 |
2000 |
Gesamt |
% |
hochtypisch |
85 |
75 |
91 |
251 |
43,13 |
typisch |
18 |
50 |
72 |
207 |
35,56 |
weniger typisch |
18 |
8 |
17 |
43 |
7,39 |
ohne Angaben |
16 |
32 |
33 |
81 |
13,92 |
GESAMT |
|
|
|
582 |
100 |
kräftige Rute |
18 |
11 |
36 |
65 |
11,17 |
fehlerhafte Ohrenhaltung |
6 |
13 |
39 |
58 |
9,97 |
längeres Haarkleid |
5 |
10 |
31 |
46 |
7,90 |
Ringelrute |
7 |
6 |
9 |
22 |
3,78 |
Die als
"hochtypisch" bezeichneten Azawakhs entsprachen im
Phänotyp dem Standard, von einigen Abweichungen in
der Fellfärbung einmal abgesehen. Als "typisch"
eingestufte Tiere wiesen den Körperbau nicht
berührende Abweichungen vom Standard auf, etwa zu
kräftige Ruten, Ringelruten, fehlerhafte
Ohrhaltung, etwas kräftigeres Haarkleid oder
dickere Haut Die "weniger typisch" benannten Hunde
zeigten zum Beispiel einen zu kräftigen
Knochenbau, untypische Kopfform, erheblich zu
geringe Schulterhöhe, deutlich zu kurze Läufe oder
dem Standard nicht entsprechende Ober-, bzw.
häufiger Unterlinie.
Insgesamt ist zu
bemerken, dass fast alle Tiere eine geringere
Schulterhöhe aufwiesen als der Durchschnitt der
europäischen Population, wobei diese Diskrepanz
bei den Rüden noch deutlicher zu Tage tritt.
Hündinnen wiesen eine geschätzte Schulterhöhe
zwischen 58 und 64 cm auf, Rüden in der Regel
zwischen 64 und 68 cm. Der mit Abstand größte
Rüde, der sich von uns auch mit einem Bandmaß
vermessen ließ, hatte 74 cm Schulterhöhe.
Die in Europa verbreitete Anschauung, der
Azawakh würde nur von den Tuareg gehalten, konnte
auf keiner der drei Expeditionen bestätigt werden.
Alle dort ansässigen Ethnien hielten Azawakhs.
Unterschiede in der Qualität der Hunde konnten
regional vermerkt werden, standen jedoch nicht in
Zusammenhang mit der ethnischen Zugehörigkeit der
Halter.
TAB. 5: Aufteilung der Azawakhs
nach ethnischer Zugehörigkeit der Halter
Staat |
Ethnie |
Zahl der
Hunde |
Gesamt |
|
|
1996 |
1997 |
2000 |
|
Niger |
Haussa |
50 |
9 |
- |
59 |
|
Tuareg |
19 |
10 |
- |
29 |
|
Peulh |
- |
9 |
- |
9 |
|
Bella |
- |
3 |
- |
3 |
|
|
|
|
|
|
Mali |
Haussa |
1 |
- |
4 |
5 |
|
Tuareg |
38 |
55 |
72 |
165 |
|
Peulh |
- |
- |
6 |
6 |
|
Bella |
5 |
- |
22 |
27 |
|
|
|
|
|
|
Burkina Faso |
Haussa |
4 |
2 |
3 |
9 |
|
Tuareg |
6 |
8 |
18 |
32 |
|
Peulh |
21 |
31 |
20 |
72 |
|
Bella |
49 |
23 |
68 |
140 |
Der
beispielsweise in allen drei Jahren hohe Anteil an
Tuareg bei den Azawakhhaltern in Mali erklärt sich
dadurch, dass im bereisten Gebiet, dem Azawakhtal,
überwiegend nomadisierende Tuareg angetroffen
werden. Der hohe statistische Anteil von Peulh und
Bella in Burkina Faso entspricht ihrem
prozentualen Anteil an der Bevölkerung der Provinz
Oudalan. Auch die geringe erfasste Zahl an
Hunden in Niger zeigt lediglich, dass bedingt
durch zeitlich kürzeren Aufenthalt während der
Expeditionen - im Jahr 2000 wurde Niger ja
überhaupt nicht bereist - nur eine kleinere Anzahl
von Hunden registriert werden konnte, was keine
Rückschlüsse auf eine geringere Azawakhpopulation
im Staat Niger zulässt.
Es entstand bei mir
lediglich der Eindruck, dass die nomadisierenden
Volksgruppen, Tuareg, Bella und Peulh, den Hunden
eine größere Wertschätzung entgegenbrachten als
die sesshafte Bevölkerung, wie etwa die Haussa,
die vorwiegend Handel und Ackerbau betreiben und
in festen Ansiedlungen leben. Auf unsere Anfrage
hin wurden uns zwar die im jeweiligen Dorf
gehaltenen Hunde vorgestellt, jedoch mit weniger
Stolz und Interesse als in den Nomadencamps, wo
man mit uns über die Azawakhs auf unseren
mitgebrachten Photografien diskutierte und uns zum
Teil die Vorzüge einzelner im Camp gehaltener
Tiere beschrieb.
Die Nomaden formulierten
klare, wenn auch teilweise auseinandergehende
Vorstellungen darüber, wie ein Azawkah auszusehen
habe und es war offensichtlich, dass die Hunde
einen gewissen Status der Wertschätzung besaßen,
während sie für die sesshaften Volksgruppen
einfach ein zum Gehöft zugehöriges Haustier mit
Gebrauchswert als Wächter und Jäger zu sein
scheinen, jedoch keinen besonderen Status besitzen. Auffällig war
auch, dass sich die
Azawakhs der Ackerbau treibenden Ethnien in einem
schlechteren körperlichen Zustand befanden, als
die der Nomaden, was allerdings auch mit der
höheren Wahrscheinlichkeit von Parasitenbefall und
Infektionskrankheiten erklärbar wäre.
Abschließend kann durch die empirisch
erfassten Daten und deren statistische
Aufbereitung formuliert werden, dass die in Europa
so häufig gehörte und teilweise sogar von
etablierten Kennern der Rasse aus Unkenntnis der
Verhältnisse in der Ursprungsregion heraus
vertretene These, der Azawakh sei im
Verbreitungsgebiet seiner Sahelheimat nicht mehr
zu finden, schlicht eine Fehlinformation ist.
Vielmehr stellt die Azawakhpopulation in
Afrika ein unschätzbar wertvolles Reservoir für
den authentischen Fortbestand der Rasse in Europa
während kommenden Jahrzehnte dar. Es bleibt zu
hoffen, dass sich und zwar nicht nur im Bereich
von Fellfarbe und -zeichnung, die genetische
Variabilität der Population noch stark erhöht.
Nur durch die Integration weiterer Importe
in das Zuchtgeschehen ist aufgrund der geringen
Zahl der Rassevertreter einer Engzucht und daraus
resultierender Inzuchtdepression vorzubeugen, bzw.
diesbezüglich bereits bestehende Probleme zu
"entschärfen". Die Befürchtungen einiger
Züchter, durch den Einsatz von Importhunden
Einbußen in der phänotypischen Qualität der
Nachkommen hinnehmen zu müssen, kann
verallgemeinert nicht gelten. Die
Ausstellungserfolge von Importnachzuchten, die in
letzter Zeit erfreulicherweise häufiger im Ring zu
sehen sind, sprechen dagegen und das langfristige
Interesse an der Erhaltung der Rasse muß Vorrang
haben vor der Jagd nach dem schnellen Erfolg im
Ausstellungsring.
Bereits die Ausdehnung
des Standards auf die zuvor beschriebenen
Farbvarianten wäre ein Teilschritt in Richtung zu
größerer genetischer Heterogenität.
@
2000
^
.
|